[Rückenlexikon]



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sacro-occipitale Diagnose- und Behandlungstechnik
Eines der vielen chiropraktischen Diagnose- und Behandlungssysteme, das sich vor allem auf die Diagnostik der Beweglichkeit der einzelnen Schädelknochen und der Beckengelenke konzentriert. Die Behandlung erfolgt oft mit dem Ziel, Funktionsstörungen ausserhalb des Bewegungsapparates zu beeinflussen.

Scheuermann
Scheuermannsche Erkrankung, Adoleszentenkyphose. Die häufigste Erkrankung der jugendlichen Wirbelsäule. Nur ein Bruchteil der Fälle zeigt jedoch klinische Symptome; die meisten bleiben lange unentdeckt.
Ursache sind Wachstumsstörungen der Wirbelkörper-Bandscheiben-Grenze wegen erblicher, veranlagter und hormoneller Veränderungen. Besonders in der aktiven (Schub)phase kann Sch. schmerzhaft sein. Die Veränderungen treten meist in der mittleren und unteren Brustwirbelsäule auf, seltener auch in der Lendenwirbelsäule. Auf der Höhe der Brustwirbel kann sich dadurch ein Rundrücken bilden, welcher fixiert und steif wirkt, und in der Lendenwirbelsäule wird die normale Lordose abgeflacht.
Therapeutisch kann der Scheuermannsche Rücken mit chiropraktischen Massnahmen, Krankengymnastik, Bewegungsübungen und Schwimmen oder mittels Orthopädietechnik (Korsette) teilweise aufgerichtet werden. Meist kann so zumindest eine Verschlimmerung bis zum Abschluss des Wachstums vermieden werden.
Sch. beginnt im 11. bis 13. Lebensjahr. Da die Haltungsstörung auch später zu Beschwerden – besonders zu Verschleissreaktionen an den Zusatzkrümmungen und zu einem Missverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit – führen, empfehlen sich sorgfältige Abklärungen und Vorsorgeuntersuchungen im jugendlichen Alter. Haltung Haltungsfehler

Schiefhals
Tortikollis

Schleudertrauma
Laienausdruck; heute meist Halswirbelsäulendistorsion genannt. Das Schleuder- oder «Peitschenschlag»-trauma («Whiplash») führt zu einer Halswirbelsäulenverletzung (Distorsion, Verrenkung). Häufigste Ursache sind Auffahrunfälle, bei denen der Kopf – im Bezug zum Körper – zuerst nach hinten (Hyperextensionstrauma) oder Frontalkollisionen, bei denen der Kopf zuerst nach vorne geschleudert wird (Hyperflexionstrauma). Es gibt verschiedenste Schweregrade des S. mit Verletzungen der Halswirbelsäulenstrukturen (Muskulatur, Bänder, Sehnen, Gelenke, Knochen, Nerven und Blutgefässe). Häufig ist das S. verbunden mit Blockierungen von Gelenken in der Halswirbelsäule. Weichteilverletzungen wie Zerrungen machen anfänglich eventuell eine Ruhigstellung mit einem korrekt angepassten Schaumstoff-Kragen notwendig. Die meisten Verletzungen dieser Art sind nach etwa sechs Wochen verheilt; es werden aber auch längerdauernde Störungen verschiedenster Art beobachtet: Kopfschmerzen, Schwindel, Empfindungsstörungen und Bewegungseinschränkungen.
Vorrangig ist die Wiederherstellung der Funktion der Halswirbelsäule mit ihren Muskeln und Gelenken, um Folgeschäden zu vermeiden. Die chiropraktische Behandlung ist dazu besonders geeignet. Sitzen Kopfstütze

Schmerzmittel
Medikamente

Schonhaltung
Eine Körperhaltung, in die man – unbewusst oder bewusst – ausweicht, wenn die Normalhaltung Schmerzen bereitet. Die momentane Schmerzfreiheit hat aber Folgen: Andere Gelenke und Muskeln werden durch die Schonhaltung überbelastet. Eine typische Schonhaltung ist der gebückte, leicht seitliche Gang beim Hexenschuss.

Schuh
Ein Schuh darf modisches Accessoire sein – aber nicht nur. Wichtigste Funktion des S. ist der Schutz des Fusses vor negativen Einwirkungen, vor allem die Stützung des oberen Sprunggelenks sowie der Längs- und Quergewölbe des Fusses.
Hohe Absätze begünstigen die Entwicklung eines Hohlkreuzes und sind häufige Ursache für Beschwerden der Lendenwirbelsäule sowie der Fussgelenke. Zu harte oder zu starre Sohlen dämpfen den Schritt nicht ausreichend. Zu weiche oder zu wenig hohe Wanderschuhe schützen das obere Sprunggelenk nicht genügend. Zu enge Schuhe oder Schuhe mit ungünstigem Fussbett zwingen den Fuss in eine unnatürliche Haltung, behindern die Durchblutung und führen zu Fehlhaltungen mit Folgen bis in die Wirbelsäule. Einseitig abgelaufene Schuhe können ein Hinweis auf Asymmetrie oder auf Fehlstellungen in Fuss oder Becken sein, die oft chiropraktisch behandelt werden können.
Unbequeme Schuhe haben eine Schonhaltung zur Folge und damit nicht selten Funktionsstörungen der Wirbelsäule und weiterer Gelenke.
In manchen Fällen empfiehlt sich der Gebrauch von Einlagen: Sie vermögen Fehlhaltungen zu korrigieren und sind ein wesentlicher Beitrag an den Komfort. Voraussetzung ist allerdings deren fachlich korrekte Anpassung an die individuellen Bedürfnisse.

Schwimmen
Der ideale Sport für Rückenpatienten und solche, die es nicht werden wollen. Geeignet zur Kräftigung der Rückenmuskulatur unter fast vollständiger Entlastung der Bandscheiben. Es hängt von allfälligen Wirbelsäulenbeschwerden ab, welcher Schwimmstil mit Vorteil gepflegt wird: Bei bestimmten Beschwerden sind nicht alle Schwimmstile zu empfehlen. Eine vorgängige Abklärung ist angezeigt.

Schwindel
Gleichgewichtsstörung infolge fehlender Übereinstimmung zwischen dem Gleichgewichtsempfinden, dem optischen Wahrnehmen und der Oberflächen- und Tiefensensibilität, die Auskunft über die Position des Körpers gibt. S. kann verbunden sein mit Angstgefühlen, Übelkeit, Erbrechen, Schweissausbrüchen, Herzjagen, Kollaps. Eine sorgfältige Abklärung durch einen Chiropraktor oder Arzt ist unerlässlich.
Häufiger Grund für S. ist eine funktionelle Durchblutungsstörung im Zusammenhang mit Problemen der Halswirbelsäule. Oft zeigt die chiropraktische Behandlung gute Resultate.

Sehnen
Ein Bindegewebe, das die Verbindung zwischen Skelettmuskel und Muskel herstellt. S. übertragen den Muskelzug auf die Knochen.
Geschädigt werden die Sehnen vor allem durch längere Überbelastungen (Entzündungen beim «Tennisarm») und Unfälle. Sehnenrisse, etwa der Abriss der Achillessehne, müssen meist operativ behandelt werden.
Der Chiropraktor behandelt entzündete Sehnen mit entzündungshemmenden Massnahmen, häufig auch mit einer Korrektur einer Funktionsstörung, etwa einer Deblockierung eines Gelenks oder der Beseitigung einer einseitigen Belastung. Kälte RICE

Selbstheilungskräfte
Die Chiropraktik basiert auf der Grundidee, dass die chiropraktische Behandlung der Wirbelsäule die Selbstheilungskräfte des Körpers anregt. D.D. Palmer definierte die S. als dem Körper von Natur aus eigene, angeborene Intelligenz, die sogenannte «innate intelligence».

Senkfuss
Abflachung des inneren Längsgewölbes des Fusses, oft mit Folgen für die Statik der Wirbelsäule. Beinlängenunterschied

Sensibilität
Neurologie

Sensorik
Das körpereigene System, das der Aufnahme und Weiterleitung von Reizen (Berührung, Temperatur, Gerüche usw.) dient.

Sitzen
Für Rückenpatienten ist das Sitzen oft schmerzhaft, da der Druck in den Bandscheiben beim Sitzen deutlich höher ist als beim Liegen. Und viele werden wegen des vielen Sitzens zu Rückenpatienten...
Wie sitzt man richtig? Der ideale Stuhl ermöglicht ein «dynamisches Sitzen», ein S. in Bewegung; er stützt und entlastet die Rückenmuskulatur und die Bandscheiben und schränkt weder Bewegung noch Blutzirkulation ein. Damit erlaubt er ein entspanntes S.
Die ideale Sitzhöhe ist erreicht, wenn die Oberschenkel leicht nach vorne abfallen oder zumindest waagrecht liegen und die Füsse flach auf dem Boden stehen. Ein Keilkissen kann dies auch bei ungünstig konstruierten Stühlen ermöglichen. Besonders am Arbeitsplatz und in der Schule müssen der Stuhl höhen- und die Sitzfläche neigungsverstellbar sein. Die Rückenlehne soll etwa 50 cm über die Sitzfläche hinausragen und die normale Krümmung des unteren Rückens nach vorne (Lordose) stützen; die Sitzfläche soll zur Druckentlastung der Bandscheiben nach vorne geneigt werden können und der Bewegung des Rückens folgen. Armlehnen erlauben das Abstützen der Arme.
Als Abwechslung zum Stuhl sind Sitzbälle und spezielle Sitzkissen oder Kniesitze zur Kräftigung der Rückenmuskulatur empfehlenswert – jedoch nur zeitweise, sonst kommt es zur vorzeitigen Ermüdung und Überlastung der Muskulatur. Weiche Polstermöbel sind eine Belastung für den Rücken.
Welche Sitzgelegenheit die richtige ist, hängt von der Tätigkeit ihres Benützers ab. Besonders bei einer sitzenden Lebensweise lohnt es sich, ein ausgezeichnetes Sitzmöbel anzuschaffen – fachlichen und individuell angepassten Rat gibt es beim Chiropraktor. Kopfstütze

Skelett
Das Knochengerüst, bestehend aus Schädel, Wirbelsäule und Becken, Brustkorb sowie Extremitäten (Armen und Beinen). Das Skelett besteht aus 206 Knochen.

Skoliose
Verkrümmung der Wirbelsäule zur Seite, meist verbunden mit einer Drehung der einzelnen Wirbelkörper. Die S. reicht von der leichten Form bis zur starken Deformation (Buckel) des Brustkorbes mit Beeinträchtigung innerer Organe. Ursachen sind Fehlbildungen der Wirbelkörper, der Rippen oder Hüftgelenke, ferner Mangelerscheinungen wie Vitamin-D-Mangel und neurologische Krankheiten oder Muskelerkrankungen. Die häufigste Form der S. (ca. 90 %) ist die idiopathische S. ohne erkennbare Ursache, die sich oft zunehmend verschlechtert und in bestimmten Fällen eine operative Behandlung erfordern kann.
Leichte S. mit einem Krümmungswinkel von weniger als 12° werden als skoliotische Fehlhaltung bezeichnet.
Hauptursache der S. in den Praxen der Chiropraktoren sind Beckenschiefstände und Beckenverwringungen.
Da jede S. mit den Jahren einseitige Abnützungserscheinungen an Bandscheiben und Wirbelgelenken verursacht, gleicht der Chiropraktor in seiner Behandlung die Statik aus, er mobilisiert die Gelenke und verordnet ein individuelles Muskeltraining zur Korrektur verkürzter, überlasteter oder geschwächter Muskeln.
S. müssen besonders bei Kindern und Jugendlichen sorgfältig überwacht und allenfalls behandelt werden.

spinale Stenose
Verengung des Wirbelkanals. Häufigste Ursache sind neben einer entsprechenden Veranlagung (Männer sind häufiger betroffen als Frauen) degenerative Veränderungen der Wirbelsäule. Je nach Ausmass kommt es zur Kompression und zur Einengung von Nerven und Rückenmark. Die S. in der Halswirbelsäule führt zu Gefühlsstörungen oder Lähmungen in den Armen und Beinen, in der Lendenwirbelsäule zu Beschwerden in den Beinen, zum Beispiel zu Ischias.
Häufig erreicht der Chiropraktor mit der Mobilisation der Wirbelgelenke und dem Strecken der Wirbelsäule eine Besserung der Beschwerden. In schweren Fällen wird der eingeengte Wirbelkanal operativ erweitert.
Typischerweise nehmen die Beschwerden bei einer S. beim Abwärtslaufen zu und verschwinden beim Aufwärtslaufen. Der Grund: Durch die Wirbelsäulenbiegung nach vorne vergrössert sich der Durchmesser des Spinalkanals.

Spinalkanal
(Wirbelkanal) Im S. befinden sich das Rückenmark und seine Hüllen, Venengeflechte, Arterien und Fettgewebe. Letzteres wirkt als Stossdämpfer für das Rückenmark. Der S. wird im vorderen Teil begrenzt durch die Wirbelkörper, im hinteren Teil durch die Wirbelbogen und seitlich durch die Gelenkfortsätze und Bogenwurzeln. Der S. ist so aufgebaut, dass seitliche Zwischenwirbelfenster entstehen, durch welche die Spinalnerven austreten.
Veränderungen der Strukturen des S. und Diskushernien können zu seiner Einengung und zur spinalen Stenose führen.

Spondylodese
Versteifung, künstliche, der Wirbelsäule

Spondylolisthesis
(Wirbelgleiten). Meist als Folge einer Spondylolyse, die wiederum als Folge einer Verknöcherungsstörung entsteht: Rutscht der nicht mehr verankerte Wirbelkörper nach vorne, kommt es zur Spondylolisthesis und zu einer Scherbelastung auf die Bandscheibe. Schmerzen bereiten die überbelasteten Bogengelenke oder Bandscheiben. Der Chiropraktor löst die Blockierung und gibt Anleitungen zur muskulären Stabilisierung der knöchernen Schwachstelle. Selten ist eine operative Versteifung notwendig.

Spondylolyse
Spaltbildung im Wirbelbogen zwischen den Gelenkfortsätzen. Spondylolisthesis

Sport
Je mehr sich die sitzende Arbeitsweise verbreitet, desto wichtiger ist körperliche Betätigung in der Freizeit. Wesentlich ist auch beim Sport das richtige Mass: Ohne Belastung verkümmern Knochen, Knorpel und Muskeln – auch das Herz ist ein Muskel! –; Überbelastung aber führt zu vorzeitigem Verschleiss des Bewegungsapparates.
Wer einige wenige Grundregeln befolgt, wird vom Sport profitieren: Regelmässig wenig bringt mehr als selten viel; gefährlich sind Überbelastungen, besonders durch Hebelkräfte und hohe Geschwindigkeiten; ein langsamer Aufbau schützt vor Unfällen und Überbelastung.
Besonders geeignet für die Wirbelsäule sind Schwimmen, Wandern, Walking (zügiges Marschieren), Ski-Langlauf, Gymnastik und ein fachlich begleitetes Krafttraining.
Wenn Kinder Sport treiben wollen, gelten besondere Regeln: Einen Sport gerne betreiben ist besser als nichts tun - Kinder sollten ihren Lieblingssport aber unter Aufsicht richtig erlernen und ihn kontrolliert ausüben. Dazu gehört auch, dass die Gefahr von Überlastung und Fehlbelastung vom Trainer erkannt und vermieden wird. Sport sollte auch die geistige Entwicklung des Kindes fördern: Teamgeist, Durchsetzungswillen, Disziplin oder ganz einfach den Spass am Spiel. Auch als Ausgleich zum Lernen in der Schule ist der Sport ideal.

Stützgurt
Stoffmieder mit eingenähten Stützstreben aus Kunststoff oder Metall. Anwendung zur vorübergehenden Abstützung und Ruhigstellung der (Lenden)wirbelsäule. Erhöht das Sicherheitsgefühl und entlastet Muskeln und Gelenke. Taping

Stabilisation
Bei chronischen Wirbelsäulenleiden, zum Beispiel bei Abnützung oder Spondylolisthesis, ist die muskuläre Stabilisation mit Physiotherapie, begleitetem Krafttraining, Rückengymnastik häufig die Therapie der Wahl.
Bei akuten Beschwerden werden die Halswirbelsäule mit einem Schaumstoffkragen, die Lendenwirbelsäule mit einem Stützgurt für kurze Zeit stabilisiert. Bei schwerer Instabilität ist gelegentlich eine operative Versteifung nötig.

Statik
(des Bewegungsapparates) Die Kräfte, die auf die ruhende Wirbelsäule und den Bewegungsapparat einwirken. Bei der Prüfung der Statik untersucht der Chiropraktor neben der Wirbelsäule auch die Füsse, die Knie- und Hüftgelenke sowie das Becken: Deren Asymmetrie führt zu einseitiger Belastung und seitlicher Verkrümmung der Wirbelsäule.

Steissbein
Aus nicht vollständig entwickelten Wirbelkörpern verwachsener stummelartiger Knochen am unteren Ende des Kreuzbeins. Der Fachausdruck für Steissbeinschmerzen lautet Kokzygodynie.

Strecken
Extension

Stuhl
Sitzen

Subluxation
Blockierung

Symptom
Krankheitszeichen

Syndrom
Krankheitsbild mit vieldeutigen, vielfältigen oder unbekannten Ursachen oder eine Gruppe von gleichzeitig zusammen auftretenden Krankheitszeichen, zum Beispiel Lumbovertebralsyndrom (Funktionsstörungen der Lendenwirbelsäule mit eingeschränkter Beweglichkeit, Muskelverspannung, Blockierung der Gelenke, Schmerzen).

Szintigraphie
Bildgebendes Verfahren zur Darstellung der Durchblutung des Skeletts. Wird vor allem zur Diagnose von Entzündungen und Tumoren verwendet.


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